Liverollenspiele

14.06.2012 06:59

Bin heute um Mitternacht mit Kopfweh aufgewacht, weil ich mich meine diveresen Rollen geplagt haben - Organisatorin im Betrieb, Organisatorin zuhause, Organisatorin für meinen selbständigen Mann und meine Kinder mit ihren vielen Terminen in Schule und sonstwo... In der Nacht fühle ich mich manchmal ziemlich aufgerieben zwischen unterschiedlichsten Prioritäten. Da hab ich dann gegen meine Gewohnheit mitten in der Nacht den Fernseher eingeschaltet und traf zufällig auf eine Reportage über Liverollenspiele. Menschen treffen sich da an Wochenenden auf großen Events und schlüpfen in Fantasyrollen wie Orks, böse Feen, Ritter, Mittelalterbauern und spielen mit einem gigantischen Drehbuch ein Rollenspiel. Unwahrscheinlich mit welchem Aufwand da gearbeitet wird: Tonnen an Material wird angekarrt (für Gebäude, Zelte, Kampfarenen), Regieassistenten, Techniker, Sicherheitsleute, Ambulanzen, alles ist da - für nur 2-3 Tage. Es kommen tausende von Spielern, die alle nach einem vorgegebenen Spielplan agieren, wobei es sehr viele unterschiedliche Schauplätze gibt, die in einer Geschichte zusammenhängen. Die Kostüme sind verblüffend perfekt. Die Darsteller berichten von einem unglaublichen Eintauchen in andere Seinszustände, vor allen die Darstellung des Bösen sei eine enorme Herausforderung: Schlechtsein nach Drehbuch.

Das ganze finde ich faszinierend, es zeigt auf jeden Fall, dass viele Menschen das Bedürfnis haben, ihre Rolle zu wechseln. Vielleicht steckt bei manchen dahinter eine Sehnsucht, ihre Rolle ganz zu wechseln, am liebsten ganz ans andere Polende zu schwimmen. Ich muss erst noch mehr darüber nachdenken, um herauszufinden, wie's bei mir da so steht. Meine Sehnsucht nach der "dunklen Seite" besteht schon mein Leben lang - ich konnte und wollte sie allerdings kaum ausleben. Wer weiß, vielleicht ist ein Liverollenspiel eine Gelegenheit da in seiner Seele fündig zu werden, welche Bedürfnisse wirklich erfüllt werden wollen.